Die Ausdrücke „Schatz aus der Krise“ (sandraisch), „was mich nicht umbringt, macht mich stärker“ (philosophisch) oder „Posttraumatisches Wachstum“ (wissenschaftlich) weisen alle darauf hin, dass der Mensch aus einer schwierigen Situation größer und stärker herausgehen kann, als er vor diesem Ereignis war. Und das ist nicht nur einfaches positives Denken … Seit den 1990er Jahren beschäftigt sich die Traumaforschung nicht nur mit den psychischen Beeinträchtigungen sondern genauso mit den positiven Auswirkungen eines Traumas; die Forscher selbst werden zur Schatzkarte und suchen nach dem Geschenk in diesem alles erschütternden Lebensereignis. So konnten sie einige Schätze finden, bergen, untersuchen und die Theorie vom posttraumatischen Wachstum wissenschaftlich bestätigen.

Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass posttraumatisches Wachstum nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist. Nach Studien sind 60 – 80% der Menschen, die eine tiefgreifende Krise durchlebt haben, dadurch langfristig zufriedener und stärker geworden und sogar bis zu 90% von Trauma-Überlebenden erfahren mindestens einen Aspekt des posttraumatischen Wachstums.

Schätze des traumatischen Wachstums:

  • Intensivierung der Wertschätzung des Lebens: Der durch das traumatische Erlebnis ausgelöste Reifungsprozess führt zu einer Veränderung der Prioritäten. Die Bedeutung der kleinen, alltäglichen Dinge nimmt zu. Materielle Dinge verlieren an Wert, persönliche Beziehungen gewinnen an Wert.
  • Intensivierung der persönlichen Beziehungen: Das traumatische Ereignis hat einen Teil der alten Beziehungen zerstört. Die überlebenden Beziehungen („in der Not erkennt man die wahren Freunde“) werden intensiviert. Gleichzeitig nimmt die Fähigkeit zur Empathie zu. Traumabetroffene Personen empfinden ein erhöhtes Mitgefühl mit anderen, vor allem mit notleidenden Menschen.
  • Bewusstwerdung der eigenen Stärken: Gerade durch das Bewusstwerden der eigenen Verletzlichkeit wächst auch das Gefühl der inneren Stärke. Man weiß nun, dass zwar die Sicherheit im Leben jederzeit angreifbar ist, aber auch, dass man die Folgen schlimmer Ereignisse meistern kann.
  • Entdeckung von neuen Möglichkeiten im Leben: Nachdem alte Ziele zerbrochen bzw. entwertet wurden, sucht man nun nach neuen Zielen und Aufgaben. Dies kann mit einem Berufswechsel oder mit intensivem sozialen Engagement verbunden sein.
  • Intensivierung des spirituellen Bewusstseins: Das durch das traumatische Ereignis herbeigeführte Grenzerlebnis wirft existenzielle Fragen auf. Die daraus resultierenden Reflexionen über den Lebenssinn und / oder über Gott können zu einer größeren spirituellen Erkenntnis und zu größerer innerer Zufriedenheit führen.
  • Klarheit: Diese schmerzvollen Rückschläge und Erfahrungen verschaffen der betroffenen Person Klarheit, was sie tatsächlich will und nicht will und v. a., was sie tatsächlich braucht. Dadurch kann sie authentischer und glücklicher leben.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass aus einem Verlust ein Gewinn entsteht. Die Traumabetroffenen erkennen die im Leben angelegten Paradoxien (z. B. Verletzlichkeit und Stärke). Diese führen zu dialektischem Denken und damit zu einem Zugewinn an Reife und Weisheit.

Schatzkarte für das traumatische Wachstum:

  • Man muss damit umgehen lernen, dass das Leben unsicher ist und darf sich dabei nicht einschüchtern lassen.
  • Man muss bewusst mit den eigenen Emotionen umgehen, sie zunächst wahrnehmen, sie verstehen und akzeptieren. Dies führt zur emotionalen Selbsteinsicht und Reflexion.
  • Man muss zur Einsicht gelangen, dass man selbst Verantwortung trägt, für sich, für seine Taten, für sein Leben. Dabei darf man sich in der Krisensituation nicht als Opfer sehen. Die eigene Autonomie und Selbständigkeit muss klar wahrgenommen werden.
  • Man muss wissen, „wenn eine Tür zufällt, geht eine andere auf“, und mit diesem Vertrauen nach neuen Möglichkeiten und Optionen Ausschau halten und sie auch ergreifen.

Dies ist der erklärte Weg, um aus Schicksalsschlägen und traumatischen Erlebnissen gestärkt hervorzugehen. Das hab ich von den verschiedensten Psychologen in Studium und Fachliteratur gelernt, so arbeite ich mit Menschen in Krisen und diese Betrachtungsweise hilft auch mir täglich, die verborgenen Schätze der Herausforderungen in meinem Leben zu erkennen.

Mir ist klar geworden, dass auch unsere Tiere diese Schatzkarte kennen und sie uns immer wieder vor die Nase halten. Wir aber trauen ihnen das nicht zu, sehen einzig einen alten, unbrauchbaren Fetzen Papier (mit dem sie uns sicher bloß ärgern wollen …) und schieben unser Tier zur Seite, weil es uns im Wege steht. Glaube mir: sobald du ein Tier zuhause hast, hast du auch die Schatzkarte für ein Leben voller Zufriedenheit zuhause. Und falls du kein Tier hast, begib dich in die Natur; dann streckt dir die Natur freudig eine Schatzkarte entgegen – wir müssen nur aufmerksam sein, zuhören und uns darauf einlassen, immer und immer wieder.

(eigene Gedanken und Teile aus Wikipedia; vollständiger Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Posttraumatisches_Wachstum )


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