~ Metamorphose ~

Heute ging ich gezielt zu einem kleinen Tümpel im Wald, um mit den Kaulquappen zu sprechen. Ich wollte mich mit ihnen über ihre Verwandlung zum Frosch unterhalten, aber es kommt anders als geplant: Eine kleine Kaulquappe tritt mit mir in Kontakt; sie strotzt vor Zufriedenheit und möchte mir unbedingt erzählen …

Ja, ja, ich werde mal ein großer Frosch sein, aber darum geht es doch gar nicht. Im Moment bin ich Kaulquappe und ich fühle mich kaulquappenwohl und darüber möchten wir sprechen! Ich bin nämlich überglücklich, dass ich es geschafft habe zu schlüpfen und eine Kaulquappe zu werden. Das alles ist nicht selbstverständlich.

Viel zu viel nehmen wir als allzu selbstverständlich hin – aber alleine, dass wir alle auf dieser Welt sind, dass ich im Froschlaich gelegt wurde, ist an sich schon ein Wunder. Und dass ich nun in diesem Gewässer bin, ist nochmals ein Wunder … Dankeschön! ( ( Dabei fühle ich ihre Dankbarkeit und unendliche Liebe ) )

Jeder Moment ist wundervoll und Zeit spielt keine Rolle. Ich fließe mit der Zeit und weiß, dass für mich gesorgt ist. Ich muss nichts tun, habe alles, was ich brauche und alles geschieht zur rechten Zeit. Damit meine ich, dass es so passt, wie es ist und dass ich mich nicht mit den anderen vergleichen werde. Es gibt nämlich ein paar unter uns, die haben schon Beine, manche sogar schon alle vier. Diese Freunde werden bald ihre nächste Reise antreten. Ich bin gerade erst geschlüpft und freue mich des Lebens im Waldtümpel.

Die Kaulquappe und ich verschmelzen in diesem Glücksgefühl.

Welch wunderbare Wendung unser Gespräch doch genommen hat. Mein Thema (Metamorphose) war nicht ihr Thema (Leben) – ich ließ mich auf das Gespräch ein und merke, dass am Ende doch alles zusammen hängt: wenn wir uns am jeweiligen Moment erfreuen (ganz ohne Vergleichen, ohne Beurteilen), leben wir wahrhaftig und entwickeln uns weiter – ohne Sorgen und ganz nach dem göttlichen Lebensplan.

Ganz egal, wo wir stehen, wie weit wir schon entwickelt sind – wir alle sind auf dem Weg … Am befriedigendsten sind unsere Stationen, wenn wir uns ohne Vergleich (z.B. größer/kleiner) und ohne Beurteilung (z.B. gut/schlecht) am Leben erfreuen, wenn wir das Wunder erkennen und nicht viel zu viel als allzu selbstverständlich hinnehmen.

PS: Die Kaulquappe, die sich mit mir unterhalten hat, habe ich vor einer Woche vor dem Austrocknen gerettet. Der Froschlaich lag in einem ausgetrockneten Rinnsal. Hund Bazinga lief (zufällig?) über die Böschung ins Dickicht und als ich ihm folgte, fanden wir den Tümpel. Dann grub ich den Froschlaich aus dem Matsch und legte ihn ins Wasser, wo schon einige Kaulquappen schwammen. Als ich den Tümpel heute wieder besuchte, waren alle Eier geschlüpft – bereit für die Reise des Lebens.