~ Sammle gemächlich Deine Kräfte ~

Mein heutiger Gesprächspartner ist – zumindest momentan – das Gegenteil von Frau Hase vom letzten Sonntag, das Gegenteil von flink: Er ist ein Bär in (noch!) Winterruhe.

Hätte ich gewusst, dass die Bären nicht als erste ihre Nasen aus den Höhlen strecken, hätte ich ihn schlafen lassen. Aber mir wurde gesagt, dass die Bären (gemeinsam mit dem Bärlauch …) im Frühling die Ersten sind, die aus dem Winterschlaf kommen.
Und was glauben Sie? Was hat man Ihnen erzählt?
Auf jeden Fall bin ich froh, kann ich nun mit den Tieren sprechen und sie direkt fragen: Der Bär ist NICHT der Erste! Mein vermeintliches Wissen stimmt(e) nicht …

Und das hab ich auch gleich gemerkt: Der Bär kam recht langsam, beinahe in Zeitlupe zu mir, ein bisschen taumelnd, irgendwie, als ob er noch nicht ganz da ist. Auf mein Rückfragen, ob ich ihn geweckt habe bzw. ob ich ihn störe, verneinte er. Braun (sein Name) freut sich über jeden lieben Besuch und bestätigt ausdrücklich, dass ich mich mit ihm unterhalten darf …

… aber bitte sprich leiser und langsam, ich bin noch nicht so schnell, ich bin noch nicht ganz aus der Winterruhe … Ich habe jetzt mehr als drei Monate einfach nur rum gelegen. Das ist wunderbar. Das kann ich jedem von Herzen empfehlen … ( ( bei dieser Vorstellung brummelte er vergnügt vor sich hin. ) )

Das ist ein Märchen, dass ich der Erste bin, der rauskommt. Die Bienen sind viel schneller, die sind jetzt schon fleißig, die folgen dem Ruf des Frühlings eher. Und das ist auch gut so. Dann produzieren sie bereits Honig für mich, während ich mich noch gemütlich ausruhe …

Für mich ist es wichtig, genügend zu schlafen. Erst wenn ich ganz erholt bin, kann ich voller Energie in die neue Saison durchstarten. Lieber ein bisschen länger ausruhen. Auf keinen Fall darf ich mich hetzen oder stressen lassen, sonst wird das Jahr nichts. Wo soll denn sonst meine Bären-Leistung herkommen?

Und nur weil alle glauben, dass ich der Erste bin, soll ich weniger schlafen dürfen?!?
Diese „alle”, die das glauben, interessieren mich nicht die Bohne. Ich muss nicht deren Ansprüchen bzw. Meinungen gerecht werden. Ich finde es lediglich amüsant, wie jemand da draußen anscheinend besser weiß, was Sache ist, als ich selbst hier drinnen –
( ( bei diesen Worten legte er seine Tatze bedeutungsvoll auf sein Herz ) ).

Nein, das kümmert mich nicht. Damit komme ich klar, diese Erwartungen zu enttäuschen. Ich habe nie davon gesprochen, der Erste zu sein. Ich nehme mir die Zeit, kümmere mich um mich, höre auf mein Herz, achte auf meinen Körper. So weiß ich am besten, wann die Zeit reif ist, aus meiner Höhle zu kommen.

Über lieben Besuch freue ich mich immer – bitte leise und langsam. Ich werde gerne jedem Besucher zeigen oder noch besser – FÜHLEN lassen, wie mmmmmmmmhhhmmm es ist, einfach nur vor sich hinzudösen, keine Erwartungen erfüllen zu müssen – auch nicht an sich selber. Einfach nur vom Frühling träumen, sich die kommende warme wunderschöne Zeit in Gedanken vorstellen, groß träumen, sich sammeln, seine Kräfte stärken, bis der Körper und jede kleinste Zelle in mir nur noch vibriert und raus will, raus in die Sonne, rein ins Leben – dann, und genau dann, und keine Sekunde früher … ist der perfekte Zeitpunkt mein neues Jahr zu starten!

Ui, jetzt kommt Braun so richtig in Fahrt. Bevor ich ihn noch ganz aufwecke, verabschiede ich mich besser. „Vielen Dank, lieber Braun! Schau weiterhin gut auf Dich und Deine Kräfte und viele großartige Ideen beim Zukunft Erträumen …” Seine Muße ist auf mich übergesprungen und ich bin total entspannt. (Ja, ja, okay …, ich war auch schon vor diesem Kontakt für meinen Müßiggang bekannt.)

Auch die Leichtigkeit im Sein kam recht deutlich bei mir an: „… bis der Körper und jede kleinste Zelle in mir nur noch vibriert und raus will, raus in die Sonne, rein ins Leben – dann, und genau dann, und keine Sekunde früher ist der perfekte Zeitpunkt mein neues Jahr zu starten!” Es fühlt sich richtig an, dann zu handeln, wenn ich es aus dem Körper heraus FÜHLE, wenn es zappelt und tanzt und nicht mehr anders geht … und nicht, wenn ich mich mühsam irgendwo hinschleppe, weil es sich so gehört oder weil ich DENKE, dass es doch jetzt Zeit wäre, oder weil die anderen denken könnten, dass es jetzt für mich Zeit wäre …

Niemand außer wir selbst weiß, was für uns richtig ist ~ immer wieder in uns hineinhören, auf unsere Energien achten und (öfter mal) tun, was UNS gut tut …